Anglistik: Erkenntnistheoretische Möglichkeiten der literarischen Hermeneutik in den Cultural Studies Das anglistische Teilprojekt befasst sich mit den erkenntnistheoretischen Möglichkeiten der Hermeneutik in der Kulturtheorie. Hierzu werden aus den britischen bzw. angelsächsischen cultural studies stammende Ansätze mit einer deutschen/ kontinentaleuropäischen Tradition der philosophischen Hermeneutik in Dialog gebracht. Dies geschieht mit dem Ziel der Theoretisierung und Analyse verschiedener unter dem Begriff ‚Transdifferenz' subsumierter Differenzierungs-, Globalisierungs- und Hybridisierungsprozesse sowie der Erforschung verschiedener Dimensionen kollektiver Bedeutungskonstruktion, wobei textlich-symbolische Aspekte ebenso zu berücksichtigen sind wie mentale und politisch-soziale Prozesse.
Ein Schwerpunkt liegt in der gegenwärtigen Phase auf literarischen Repräsentationen von Transdifferenzphänomenen, d.h. von einander überlagernden und sich wechselseitig relativierenden Differenz-Kategorien wie Klasse, Nation, Ethnie, Religion, Geschlecht und sexuelle Orientierung. Diese Kategorien gelten zum einen als wesentliche Faktoren der Identitätsbildung und der gesellschaftlichen Hierarchisierung, zum anderen als prototypische (Spiel-)Orte der différance. Speziell für literarische Repräsentationen ist eine ‚kulturelle Narratologie' zu entwickeln, eine ‚Hermeneutik des Erzählens', die klassische Erzähltheorie um kulturelle Aspekte erweitert, welche sonst Gegenstand ideologiekritisch orientierter bzw. kontextbezogener Ansätze sind. Es gilt das "Wechselverhältnis von narrativer Form und sozialer Identität" - etwa im Werk zeitgenössischer Autorinnen - analytisch zu erfassen (Projekt Walz). Zentral sind hier auch literarische Inszenierungen kultureller Ab- und Ausgrenzung, wie sie im Zusammenhang mit dem historisch-politischen Phänomen des Kolonialismus zum Tragen kommen - etwa in der englischsprachigen Reise- und Abenteuerliteratur. Strategien zeitlicher, räumlicher und anthropologischer Abgrenzung dienen der meist prekären Konstruktion und Selbstvergewisserung des ‚Eigenen' (Projekt Frank).
Fragen der Körperlichkeit und der mit dem Körper verbundenen Machtdiskurse bilden einen weiteren Themenkomplex. Homogene, ahistorische und transkulturelle Körpervorstellungen treffen in der kulturtheoretischen Auseinandersetzung auf Nachweise des gesellschaftlich-kulturellen Konstruktcharakters körperlicher Identitäten. Im Dreh- und Angelpunkt dieser Diskurse stehen insbesondere (inter)textuelle und (inter)mediale Körperbilder bzw. -fiktionen. Es ist zu untersuchen, wie sich das klassische literarische Motiv des Kunstkörpers einerseits zu historisch spezifischen Wissenschaftsdiskursen und andererseits zu neueren ästhetischen Repräsentation von Körper- bzw. Mensch/ Maschine-Hybridisierungen verhält. In diesem Zusammenhang kann auch ein analytisch besonders fruchtbarer Vergleich der Funktionen von Populärtexten und Höhenkammliteratur gezogen werden (Projekt Mohr). Insbesondere ist der Rolle kultureller Mythen in kollektiven Sinnstiftungsstrategien nachzugehen, wie auch der Beziehung von Fiktionalität und Virtualität. Schließlich sollen die Dekanonisierungsprozesse untersucht werden, die in der letzten Zeit im Kontext der Pluralisierung der Medien und Deutungen zu beobachten sind. | Projektleitung: Prof. Dr. Doris Feldmann
Beteiligte: Dr. Dunja Mohr, Michael Frank, Angela Walz
Beginn: 1.4.2001
Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft und Freistaat Bayern
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Dunja Mohr: An Interview with Suzy McKee Charnas. Part 1 + 2. In: The New York Review of Science Fiction 12 (1999), Nr. 1/2, S. 8-21 | Dunja Mohr: Parity, with Differences: Suzy McKee Charnas Concludes the HOLDFAST Series. In: Science Fiction Studies 26 (1999), Nr. 3, S. 468-472 | Dunja Mohr: Commentary on native tongue. In: Foundation 79 (2000), S. 38-39 | Dunja Mohr: Postkoloniale und feministische Kritik in Suzette Haden Elgins Native Tongue Trilogie.“ Frauen in Kultur und Gesellschaft.. In: Renate von Bardeleben (Hrsg.) : Beiträge zur 2. Fachtagung Frauen-/Gender-Forschung in Rheinland-Pfalz. Tübingen : Staffenberg, 2000, S. 335-347. | Doris Feldmann: The Constructions and Deconstructions of Gendered Bodies in Selected Plays of Christopher Marlowe. In: Darryl Grantley ; Nina Taunton (Hrsg.) : The Body in Late Medieval and Early Modern Culture. Bd. 23-31. Aldershot, Burlington : Ashgate, 2000, S. 203-205. | Dunja Mohr: Towards a Society of Non-Violence. An Interview with Suzette Haden Elgin. In: Foundation 79 (2000), S. 15-34 | Doris Feldmann ; Sabine Schülting: Feministische Literaturtheorien, Gender Studies, Gay and Lesbian Theory, Women's Studies; Simone de Beauvoir, Judith Butler, Hélène Cixous, Shoshana Felman, Sandra M. Gilbert/Susan Gubar, Luce Irigaray, Julia Kristeva, Kate Millett, Elaine Showalter; Androgynität, Androzentrismus, Écriture féminine, Frauenbilder, Gender, Geschlechterdifferenz, Geschlechtsidentität und Geschlechterrolle, Gynozentrismus, Männlichkeit, Matriarchart, Misogynie, Misreading, Patriarchat, Phallozentrismus, Sexismus, Weiblichkeit/Weibliche Ästhetik. In: Ansgar Nünning (Hrsg.) : Metzler-Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. 2. Aufl. Stuttgart : Metzler, 2001, S. 1-999. | Doris Feldmann: Through the Mirror Stage and What the Scholars of Cultural/Post-colonial Studies Found There. In: Jürgen Kramer ; Bernhard Klein (Hrsg.) : Common Ground? Crossovers Between Cultural Studies and Postcolonial Studies. Trier : wvt, 2001, S. 21-31. | Doris Feldmann: The Detection of the homo politicus: Textual/Sexual Politics in William Godwin's Caleb Williams. In: Walter Göbel (Hrsg.) : Engendering Images of Man in the Long Eigtheenth Century. Trier : wvt, 2001, S. 68-80. | Dunja Mohr: The loneliness of the long distance runner oder: Wo bitte geht es hier zur Wissenschaft?“ Lost in Space: Die eigene wissenschaftliche Verortung in und außerhalb von Institutionen. In: Dunja Mohr (Hrsg.) : Dokumentation der siebten Wissenschaftlerinnen-Werkstatt der Promovendinnen der Hans-Böckler-Stiftung. Düsseldorf : Edition Hans-Böckler-Stiftung, 2001, S. 109-118. |
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