Soziologie: Kultur als ein soziales Phänomen im Sinne von Gruppenbildung, Interaktion, Prozessualität und Machtverhältnissen Das soziologische Teilprojekt geht davon aus, dass sich Kultur als ein soziales Phänomen manifestiert, das durch die Merkmale der Gruppenbildung, des Verständigungszusammenhanges, der Interaktion und Prozessualität sowie der Machtbezogenheit bestimmt wird. Es wird angestrebt aufzuzeigen, dass kulturelle Differenzen stets Ausdruck eines alternierenden Prozesses sozial-kultureller Hybridisierung und Identitätsbildung darstellen. Dabei sind die Vermittlung und das Verstehen solcher Prozesse das zentrale Problem, für das die Ansätze der relationalen Hermeneutik weiterentwickelt werden sollen.
Am Beispiel der Analyse unterschiedlicher Naturkonzeptionen in Grönland, Japan und Europa wird das wechselseitig dynamische Spiel zwischen idealtypisch und lebensweltlich hybriden Vorstellungen offensichtlich. Werden auf der Diskursebene Essentialisierungen vorgenommen, um Interessen politisch durchzusetzen, so erscheinen Hybridisierungen auf der lebensweltlichen Ebene. Beispielsweise beziehen sich Menschen in Grönland auf ein idealtypisches Konstrukt der naturnahen Inuit, das sich so im modernen Alltag nicht realisieren lässt. Besonders gut lässt sich diese Problematik auch innerhalb Deutschlands beobachten und untersuchen. Mit dem Beitritt der ehemaligen DDR scheinen Hybriderfahrungen, Identitätsbrüche und Ausschlusserfahrungen auf der einen Seite genauso alltäglich zu sein, wie das Unverständnis, die Ahistorisierung als auch die Distanzierung auf der anderen Seite. Beide Erfahrungsweisen ein und desselben Prozesses gilt es herauszuarbeiten, in ihrem jeweiligen sozialen Kontext zu verstehen und Vermittlungsvorschläge zu unterbreiten, die exemplarisch sowohl für Einwanderungsgesellschaften als auch für interkulturelle Kontakte genutzt werden können.
In einem dritten Projekt stehen schließlich Möglichkeiten und Grenzen der Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen im Mittelpunkt, wobei die Herausforderung darin besteht, Kulturunterschiede relational zu fassen und daraus praktische Konsequenzen für die interkulturelle Kommunikation und Verständigung abzuleiten. In einem ersten Schritt wird die Interkulturalitätsdebatte, deren Gegenstand die Etablierung von Bedingungen für eine ‚friedliche Koexistenz von Kulturen' darstellt, kritisch beleuchtet. In einem zweiten Schritt wird nach einer Theorie und Praxis der interkulturellen Kommunikation und Verständigung gesucht, die unter den Bedingungen eines alterierenden Prozesses sozial-kultureller Hybridisierung und Identitätsbildung einen Beitrag in Richtung Überwindung des imperialistischen Denkens leistet.
Über die theoretische und meta-theoretische Reflexion von inter- und intrakulturellen Hybridisierungsphänomenen sollen hermeneutische Neuansätze für kulturwissenschaftliche Forschung entwickelt werden.
| Projektleitung: PD Dr. Shingo Shimada
Beteiligte: Britta Kalscheuer, Lars-Allolio-Näcke, Frank Sowa
Beginn: 1.4.2001
Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft und Freistaat Bayern
| Publikationen |
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Orthmann, Claudia ; Näcke, Lars: Forming Cultures through Virtual Social Communities. In: Morss, John, R.; Stephenson, Niamh; van Rappard, Hans (Hrsg.) : Theoretical Issues in Psychology (International Society for Theoretical Psychology 1999 Conference). Dordrecht : Kluwer Academic Pub., 2001, S. 105-115. | Näcke, Lars ; Park, Eri: Subjectivity and Subjectioning - Between Registration and Self-Government. In: Morss, John, R.; Stephenson, Niamh; van Rappard, Hans (Hrsg.) : Theoretical Issues in Psychology (International Society for Theoretical Psychology 1999 Conference). Dordrecht : Kluwer Academic Pub., 2001, S. 313-322. |
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